Das Projekt

Foto vom Jugendklimarat Bremerhaven 2014

Pilotprojekt in Bremerhaven

Deutschlands erster – und lange Zeit einziger – Jugendklimarat (JKR) wurde 2014 in Bremerhaven gegründet. Heute dient er als Blaupause, um das Prinzip Jugendklimarat im gemeinsamen Projekt „Jugendklimarat“ von co2online und der Stadt Bremerhaven bundesweit zu verbreiten.

Der Jugendklimarat Bremerhaven in Kürze

Die Initiative ging damals vom Umweltschutzamt des Bremerhavener Magistrats aus: Bremerhaven wollte „Klimastadt“ werden und nun auch Kinder und Jugendliche stärker an politischen Entscheidungsprozessen im kommunalen Klimaschutz beteiligen, sie aber auch mit den Abläufen in einer Kommunalverwaltung vertraut machen.

Der Jugendklimarat Bremerhaven bestand von Beginn an aus etwa 15 bis 20 Schüler*innen und Auszubildenden, die jeweils für mindestens zwei Jahre im Amt waren. Die Beteiligungsrechte von Jugendlichen sind in der Bremerhavener Stadtverfassung geregelt. Der JKR hat zusätzlich ein Beratungs- und Rederecht im Bau- und im Umweltausschuss und ein festes Projekt-Budget. Das zeigt: Jugendbeteiligung in der Kommune ist besonders dann erfolgreich, wenn sie institutionalisiert ist. So arbeiten Jugendliche und Kommune bestmöglich zusammen und schenken einander Gehör.

So ist der Jugendklimarat entstanden

2007    Bereits 2007 beschließt die Stadtverordnetenversammlung eine Ergänzung der Stadtverfassung um eine erweiterte Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei „Planungen und Vorhaben der Stadt, die ihre Interessen berühren“.

2011    Bremerhaven beschließt ein klimapolitisches Arbeitsprogramm. Teil davon ist die Gründung eines Jugendklimarats. 

2012    An der Jugendklimakonferenz „Misch dich ein – Entscheide mit!“ im Alfred-Wegener-Institut nehmen mehr als 50 junge Menschen teil. Die Ergebnisse der Veranstaltung sind eindeutig: Mehr Mitbestimmung bei diesem Thema, das vor allem junge Menschen in Zukunft sehr viel stärker betreffen wird als die heutigen Erwachsenen, ist gewollt. Ein Jugendklimarat wird als gute Möglichkeit gesehen, Ideen und konkrete Projekte in politische Prozesse einzubringen.

Gründung JKR 2013 im Klimahaus Bremerhaven. © Klimahaus Bremerhaven

2013    Ende August findet zur Gründungsvorbereitung für den Jugendklimarat eine Schüler-Konferenz im Bremerhavener Klimahaus 8° Ost statt. 215 Schüler*innen im Alter von 7 bis 23 Jahren von der Grundschule bis zu den weiterführenden Schulformen nehmen an dieser Auftaktveranstaltung teil. Sie diskutieren die künftige Arbeitsweise des JKR und sprechen Empfehlungen für eine Geschäftsordnung aus. 

2014    Im Frühjahr 2014 wird der Jugendklimarat Bremerhaven offiziell gegründet. 

2015    Der Jugendklimarat erhält Beratungs- und Rederecht im Bau- und Umweltausschuss der Stadtverordnetenversammlung und kann in den Sitzungen Forderungen einbringen oder Vorschläge machen.

2020    Bremerhaven wird für den Jugendklimarat im bundesweiten Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ mit dem Sonderpreis „Kommune und Jugend gemeinsam klimaaktiv“ ausgezeichnet. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird jährlich vom für Klimaschutz zuständigen Bundesministerium (seit 2023 Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), davor Bundesministerium für Umwelt (BMU)) und dem Deutschen Institut für Urbanistik vergeben.

2024    Als Pilotprojekt wird der Jugendklimarat Bremerhaven zum Vorbild für die bundesweite Etablierung solcher Gremien. Das Verbundprojekt „Jugendklimarat. Auch in eurer Kommune“ von co2online und der Stadt Bremerhaven will dabei helfen, mindestens 25 Jugendklimaräte in acht Bundesländern aufzubauen.

Für Kommunen: 10 Schritte zum Jugendklimarat in Ihrer Kommune

Wie arbeitet der Jugendklimarat?

JKR-Stand auf dem Klimastadttag 2020. © energiekonsens

Der Jugendklimarat Bremerhaven ist ein Gremium, in dem sich Jugendliche für mehr aktiven Klimaschutz in ihrer Kommune einsetzen. Seit seiner Gründung im Jahr 2014 bringt er die Interessen der jungen Generation in die Klimapolitik der Stadt ein, mischt sich in politische Debatten ein und arbeitet an eigenen Projekten. Die Jugendlichen planen, unterstützt durch das Klimastadtbüro, die Geschäftsstelle des JKR in der Kommunalverwaltung, je ein kurz-, mittel- und langfristiges Projekt.

Grundsätzlich gilt, dass die Jugendlichen selbst die Wirkungsrichtung und Themen vorgeben und alle Projekte selbst entwickeln. Sie bestimmen, wohin sich der Jugendklimarat bewegt und was er tun möchte. Die Geschäftsstelle unterstützt bei der Umsetzung, berät auf Wunsch der Jugendlichen, fungiert als Kontaktpunkt und gewährt zudem die Einhaltung der zu beachtenden Regeln, die sich zum Beispiel aus einer Landeshaushaltsordnung ergeben.


Die 15 bis 20 Schüler*innen und Auszubildenden im Jugendklimarat …

  • werden in der Regel für zwei Jahre als Ratsmitglieder gewählt.
  • treffen sich regelmäßig in eigenen und öffentlichen Sitzungen.
  • nehmen mit eigenem Sitz- und Rederecht an den Sitzungen des Bau- und Umweltausschusses teil.
  • entwickeln und betreiben auch eigene Projekte. 
  • haben für die eigenen Projekte einen jährlichen Etat von 8.000 Euro.

Die Uni Oldenburg hat den Jugendklimarat in Bremerhaven in den ersten zwei Jahren seiner Gründung begleitet und evaluiert. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Eine gemischte Altersgruppe im JKR ist von Vorteil. Für die Gruppe selbst, weil auf diese Weise ein guter Mix aus Erfahrung, Kreativität und Aufgeschlossenheit entsteht. Und für den Fortbestand des JKR als Institution, weil Wissen und Erkenntnisse auch dann erhalten bleiben, wenn einige ältere Mitglieder ihren Schulabschluss machen und die Gruppe verlassen.

Was hat der Jugendklimarat erreicht?

Baumpflanzaktion des JKR Bremerhaven. © ecolo

Beispiele aus der Arbeit des Jugendklimarates Bremerhaven

Seit seiner Gründung hat der Jugendklimarat Bremerhaven zahlreiche Projekte umgesetzt und seine Forderungen in den Sitzungen von Bau- und Umweltausschuss vertreten. 

Projekte

  • Etablierung eines Repair-Cafes im Stadtteilzentrum
  • Baumpflanzaktion
  • Tauschaktion gegen Plastiktüten
  • Besuch einer Klimakonferenz in Dänemark
  • Treffen mit Meeresschutzgruppe aus Südafrika
  • Biodiversitätsprojekt: Bienen in der Stadt

Forderungen 

  • Autofreie Innenstadt
  • Saubere Energie für Bremerhaven
  • Veränderte Taktung einer Buslinie
  • Bike-Sharing-Projekt

Neben den Teilnahmen am Bau- und Umweltausschuss tauscht sich der Jugendklimarat seit 2019 einmal jährlich mit den Fraktionssprecher*innen in informellen Gesprächen aus. Diese werden gemeinsam mit der Geschäftsstelle vorbereitet. Der vierte Jugendklimarat hat zudem im Vorlauf der Kommunalwahlen 2023 zwei Podiumsdiskussionen mit den Spitzenkandidat*innen der Parteien erfolgreich durchgeführt. Die hochkarätige Teilnahme an den Veranstaltungen zeigt noch einmal die hohe Akzeptanz, die sich der JKR über die Jahre erarbeiten konnte.
 

Für Jugendliche: Darum lohnt sich ein Engagement

Das sagen ehemalige Mitglieder über ihr Engagement im Jugendklimarat in Bremerhaven:

Sina, 14 Jahre

„Ich nehme mit, dass man eigentlich total viel bewegen kann, wenn man sich etwas in den Kopf setzt, und dass wir auch ernst genommen werden.“

Lukas, 14 Jahre

„Die Generation, die nach mir kommt, soll irgendwann auch noch in Bremerhaven leben und nicht nur mit dem Schiff drüber fahren.“

Kathy, 17 Jahre

„Man kann schon was verändern. Und man sollte es auch, wenn man die Möglichkeiten hat. Das habe ich im Jugendklimarat gelernt.

Theresa, 14 Jahre und Kolya, 19 Jahre

„Im Jugendklimarat habe ich gelernt, auf jeden Fall wirklich noch ein bisschen mehr auf die Umwelt zu achten. Das ist bei mir echt besser geworden, ich war vorher nicht so gut mit sowas. Aber auch zu sprechen und so seine eigene Meinung auch zu sagen.“

„Mein Wissen zur Klimakrise konnte ich in der (politischen) Praxis einbringen.“